Interview mit Mirko Colemberg über das vergangene Jahr

Unternehmen in der digitalen Transformation

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Zeit, um mit unserem Consultant und Mitgründer Mirko Colemberg dieses ausserordentliche Jahr zu reflektieren. Im Interview wird uns Mirko aufzeigen, wie sich sein Arbeitsleben in diesem Jahr verändert hat. Ausserdem wird Mirko einen Blick auf die digitale Transformation werfen und kritisch die Reaktionsgeschwindigkeit von Unternehmen auf die Pandemie hinterfragen.

Am 13. März kam es zum Lockdown in der Schweiz. Wie hatte sich mit diesem Bundesratsentscheid dein persönlicher Arbeitsalltag verändert? Gab es auch eine Veränderung in der Arbeitsweise bei baseVISION? 

Grundsätzlich hat sich die Arbeitsweise bei baseVISION nicht gross verändert, weil wir bereits „remote“ arbeiten. Allerdings konnten wir nicht mehr physisch bei unseren Kunden sein. Den ganzen Tag Zuhause zu verbringen, war natürlich auch für uns Mitarbeitende von baseVISION eine grosse Umstellung. Arbeitstechnisch war ich persönlich sehr gut ausgerüstet. Da gab es bestimmt Menschen, die mit viel grösseren Herausforderungen konfroniert waren, wie zum Beispiel Eltern, die von einem Tag auf den anderen im Homeoffice arbeiteten und gleichzeitig Kinder im Homeschooling unterstützen mussten. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich in solchen Situationen noch mehr als nur der Arbeitsalltag verändert hat.

Erwähnen möchte ich noch meine Produktivität während des Lockdowns. Ich erlebte eine extreme Effizienzsteigerung und war viel schneller mit meiner Arbeit fertig. Mit vielen Kunden hatte ich nur kurze und sachliche Statusmeetings, so konnten viele Projekte sehr schnell und effizient umgesetzt werden. Ich musste aber aufpassen, dass ich auch Pausen einschaltete. Vor Ort gönnt man sich ab und zu einen Kaffee mit den Arbeitskolleginnen und Kollegen, man trifft sich auf dem Flur und tauscht sich kurz aus. In den eigenen vier Wänden fällt der soziale Kontakt weg. Die Gefahr, dass einem die Decke auf den Kopf fällt ist im Homeoffice eher gegeben. 

Mirko Colemberg, Consultant und MVP

Waren die Kunden auf diese Pandemie vorbereitet? 

Unternehmen, die sich zuvor schon aktiv mit der digitalen Transformation auseinandergesetzt hatten, waren auf die Pandemie vorbereitet. Ausserdem war der Lockdown angekündigt. Unternehmen hatten ca. drei Wochen Vorlaufszeit und trotzdem haben ihn viele Unternehmen bis zum Tag des Bundesratsentscheides ignoriert oder verweigert. Für diese Unternehmen war der Lockdown dann schon sehr hart. Wir hatten Kunden, die ihre Mitarbeitenden samt Laptop und Bildschirm nachhause schickten. Sie waren somit Zuhause gut mit Hardware ausgerüstet, doch weil kein VPN eingerichtet wurde, konnten sie nicht arbeiten. Dies waren scheinbar keine Einzelfälle.  Ich denke, dass es wohl immer Unternehmen geben wird, welche die digitale Transformation als Chance sehen und solche, die sie als Gefahr einstufen. Wir können dies aktuell in der zweiten Welle der Pandemie beobachten: Man müsste meinen, dass das Management etwas gelernt hat. Doch viele Firmen stehen wieder vor den gleichen Problemen. Sie haben die Zeit im Sommer nicht genutzt, um sich auf die zweite Welle vorzubereiten.

Was hat man aus der ersten Phase der Pandemie gelernt? Was hätte man noch besser machen können? 

Man hat auf verschiedenen Ebenen sehr viel gelernt. Eine grosse Rolle spielte in den letzten Monaten sicher die Technologie. Zum Beispiel konnten viele Mitarbeitenden zum ersten Mal offiziell im Homeoffice arbeiten. Dieser Wandel hat Themen in den Vordergrund gerückt, welche bisher im ‘normalen’ Arbeitsalltag nicht zentral waren. Mit der neuen Arbeitsform musste beispielweise der Führungsstil angepasst werden. Man kann als Führungsperson nicht erwarten, dass die Mitarbeitenden zu Hause genau gleich arbeiten wie im Büro. Ausserdem muss man beim hybriden Arbeiten als Führungsperson auch viel ‘Kontrolle’ abgeben. Dies ist sicher eine wichtige, lehrreiche Weiterentwicklung für das Management.  

Auch hier wäre die ruhigere Sommerzeit eine optimale Gelegenheit gewesen, sich auszutauschen und Neues auszuprobieren, um in einer möglichen zweiten Welle einen optimaleren Führungsstil zu haben. Viele haben diese Zeit genutzt, doch andere wehren sich immer noch gegen die neue hybride Welt. Sie wollen die Hierarchien beibehalten und weiterhin auf die ‘herkömmliche Art’ führen.

In Hinblick auf das Coronavirus war es im Sommer ruhig – jetzt ist wieder Homeoffice empfohlen. Sind unsere Kunden nun besser auf diese Situation vorbereitet? 

Wie gesagt, technologisch haben die meisten jetzt einen guten Start. Sie können jetzt direkt mit dem hybriden Arbeiten weiterfahren. Aber sonst bin ich der Meinung, dass es immer noch viele gibt, die den digitalen Wandel ignorieren bzw. verweigern. Das Thema «work from home» oder «work from everywhere» ist Teil der Zukunft. Die Technologien sind vorhanden. Der Wandel in der Unternehmenskultur muss jetzt stattfinden. Mit dem flexiblen Arbeiten wird auch ein neuer Führungsstil benötigt. Führungskräfte müssen lernen den Mitarbeitenden zu vertrauen. So dürfen die Mitarbeitenden ihre Arbeit nach ihrem Tagesrhythmus und gemäss ihrem Zeitmanagement gestalten (allenfalls kann hier Unterstützung geboten werden). Dann sprechen wir auch von einer gesunden Work-Life-Balance. Und ich bin der Überzeugung, dass die Managementebene den Wandel vorantreiben muss.

Ausschnitt aus dem Gespräch von Mirko Colemberg und Seraina Steinemann: 

Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt. Worauf müssen sich Unternehmen jetzt fokussieren? 

Um diesen Fortschritt nachhaltig zu implementieren, steht jetzt der nächste Schritt an. Wenn die/der Vorgesetzte den Mitarbeitenden Aufgaben mit einer Deadline gibt, dann spreche ich von einer erfolgreichen digitalen Transformation. Zu erwarten, dass Mitarbeitende einfach 8 Stunden ‘abarbeiten’, ist veraltet. Sinnvollerweise arbeitet man jetzt mit Deadlines. Mitarbeitende müssen innerhalb von einer gewissen Zeit etwas erledigen, so können auch Folgeaufgaben im Projekt eingeplant werden. Doch wie, wann und wo die Aufgabe erledigt wird, sollte mich als Führungsperson weniger interessieren. Dieser Wandel auf der Managementebene muss jetzt stattfinden.  

Die Arbeitnehmenden müssen im Umkehrschluss ein gutes Zeitmanagement erlernen. Hochschulabgänger kennen es wahrscheinlich noch aus dem Studium, für andere ist es neu, plötzlich so viel Freiheiten im Arbeitsalltag zu haben.  

Das Thema «work from home» oder «work from everywhere» ist Teil der Zukunft. Die Technologien sind vorhanden. Der Wandel in der Unternehmenskultur muss jetzt stattfinden. Mit dem flexiblen Arbeiten wird auch ein neuer Führungsstil benötigt. Führungskräfte müssen lernen den Mitarbeitenden zu vertrauen. So dürfen die Mitarbeitenden ihre Arbeit nach ihrem Tagesrhythmus und gemäss ihrem Zeitmanagement gestalten.

Hast du weitere Empfehlungen für Unternehmen, die weiterhin ein hybrides/remotes Arbeitsmodell nutzen möchten? 

Der soziale bzw. psychologische Aspekt darf nicht vergessen werden. Es gibt viele Firmen, die zum Beispiel virtuelle Feierabendbiere oder virtuelle Kaffeepausen eingeführt haben. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man dabei auch die Kamera eingeschaltet hat. So kann man auch die Emotionen der Kolleginnen und Kollegen etwas erahnen. Persönlich gehe ich auch gerne über den Mittag für einen kurzen Spaziergang an die frische Luft oder verabrede mich für eine Rauchpause virtuell mit meinen Kollegen.

Ich persönlich erachte es für wichtig, dass man die Beziehung zu den Mitarbeitenden auch virtuell weiterpflegt, damit man sich nicht entfremdet.

Wie sicher ist die homeoffice infrastruktur in ihrem unternehmen?

Technisch sind wahrscheinlich nun alle Unternehmen auf einen guten Stand. Doch während der Implementierung wurde die Sicherheit oft vernachlässigt. Wie sicher ist Ihr IT Unternehmen? Gerne  analysieren wir mit Ihnen die neu aufgebaute Infrastruktur und helfen Ihnen, wichtige Sicherheitsregeln zu implementieren.

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